Studie AP101 mit Antikörper gegen aggregierte SOD1-Proteine gestartet

Die Abla­ge­rung von ver­än­der­ten („fehl­ge­fal­te­ten“) Pro­te­inen in moto­ri­schen Ner­ven­zel­len ist ein zen­tra­les Merk­mal der ALS. Die häu­figs­ten Abla­ge­run­gen betref­fen die Pro­te­ine TDP-43, SOD1 und FUS. Das Schwei­zer Unter­neh­men Neurim­mu­ne hat ein Medi­ka­ment mit dem Namen „AP101“ ent­wi­ckelt, um die schäd­li­chen Abla­ge­run­gen von SOD1-Pro­te­inen zu redu­zie­ren. Dabei han­delt es sich um einen Anti­kör­per, der fehl­ge­fal­te­te SOD1-Pro­te­ine erkennt und somit die Bil­dung von SOD1-Aggre­ga­ten (Zusam­men­bal­lun­gen von fehl­ge­fal­te­ten SOD1-Pro­te­inen) redu­ziert. Zur wei­te­ren Medi­ka­men­ten­ent­wick­lung wur­de das Unter­neh­men AL‑S Phar­ma gegrün­det, das eine inter­na­tio­na­le kli­ni­sche Stu­die mit AP101 durch­führt. Die Stu­die wur­de jetzt auch in Deutsch­land – an der Cha­ri­té sowie den ALS-Zen­tren in Ulm und Han­no­ver – gestar­tet.

Die Aggre­ga­ti­on von SOD1-Pro­te­inen ist ins­be­son­de­re für Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten mit Muta­tio­nen im SOD1-Gen bekannt. Daher ist die Stu­di­en­teil­nah­me für Pati­en­ten mit SOD1-Muta­tio­nen beson­ders geeig­net. Grund­la­gen­wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en haben jedoch gezeigt, dass auch bei einem Teil von ALS-Pati­en­ten ohne SOD1-Muta­tio­nen eine Abla­ge­rung von fehl­ge­fal­te­ten SOD1-Pro­te­inen nach­weis­bar war. Auf­grund die­ser Erkennt­nis ist die Stu­di­en­teil­nah­me auch für Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten ohne gene­ti­sche Ver­än­de­rung im SOD1-Gen mög­lich. Eine beson­de­re Kon­stel­la­ti­on ergibt sich für Men­schen mit SOD1-Muta­tio­nen, die bereits Tofer­sen erhal­ten. Für die­se Pati­en­ten ist die gleich­zei­ti­ge an der AP101-Stu­die der­zeit nicht mög­lich.

Die Stu­die AP101 ist eine Stu­die der Pha­se 2 und dient der Ermitt­lung der Ver­träg­lich­keit des Medi­ka­men­tes. Zusätz­lich wer­den auch Hin­wei­se auf Wirk­sam­keit sys­te­ma­tisch erfasst. Neben den kli­ni­schen Kri­te­ri­en wird zudem das Anspre­chen des Bio­mar­kers Neu­ro­fi­la­ment light chain (NfL) ana­ly­siert. Die Stu­die wird in pla­ce­bo-kon­trol­lier­ter Wei­se durch­ge­führt. Das Medi­ka­ment wird intra­ve­nös durch eine Infu­si­on in der Stu­dien­am­bu­lanz (wie bei­spiels­wei­se der Cha­ri­té) ver­ab­reicht. Die Infu­si­on erfolgt etwa alle drei Wochen.

Die Behand­lung in der pla­ce­bo-kon­trol­lier­ten Stu­die erfolgt über sechs Mona­te. Anschlie­ßend wird eine offe­ne Fort­set­zungs­stu­die über wei­te­re sechs Mona­te durch­ge­führt. In die­ser Pha­se erhal­ten alle Pati­en­ten das Stu­di­en­prä­pa­rat (open label exten­si­on, OLE).

Für die Stu­die AP101 wur­den spe­zi­fi­sche Ein­schluss- und Aus­schluss­kri­te­ri­en fest­ge­legt, die eine medi­zi­ni­sche Eig­nung zur Stu­di­en­teil­nah­me defi­nie­ren. Die­se Kri­te­ri­en betref­fen ins­be­son­de­re die Atem­funk­ti­on (SVC min­des­tens 50 %), die Erkran­kungs­dau­er vom Sym­ptom­be­ginn (maxi­mal 24 Mona­te) und wei­te­re wich­ti­ge Merk­ma­le, die vor der Ent­schei­dung einer Stu­di­en­teil­nah­me ermit­telt wer­den. Auf­grund der Kom­ple­xi­tät der Teil­nah­me­kri­te­ri­en wer­den Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten in den betref­fen­den Stu­dien­am­bu­lan­zen in Deutsch­land hin­sicht­lich der medi­zi­ni­schen Eig­nung unter­sucht und zur Bereit­schaft einer Stu­di­en­teil­nah­me ange­spro­chen.

Links:
zu AL‑S Phar­ma: https://www.tvm-lifescience.com/portfolio/al-s-pharma-ag/

Zum Stu­di­en­re­gis­ter Cli­ni­cal Tri­als: https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT05039099?recrs=abd&type=Intr&cond=Amyotrophic+Lateral+Sclerosis&cntry=DE&fund=2&draw=2&rank=6


30. Januar 2023